Dienstag, 3. Januar 2017

Cherrys for Christmas – unsere erste bezahlte Arbeit



Am 17ten Dezember verließen wir Melbourne wieder – wir fuhren erst abends los, damit wir noch einmal ein warmes Abendessen haben konnten, bevor wir wieder unter die Camper gingen. Blöderweise fiel uns nun erst auf, dass weder die Innenbeleuchtung, noch das Rücklicht unseres Autos funktionierte. Ist natürlich besonders cool, wenn man im dunkeln mit einem unbeleuchteten Auto durch Melbourne fahren muss.
Es war die gruseligste Autofahrt meines Lebens.
Und der Gedanke, demnächst wieder in einer Werkstatt halt zu machen, hob die Stimmung auch nicht grade (man muss dazu sagen, wir hatten grade erst beim Autoelektriker den Zigarettenanzüder reparieren lassen, sodass wir unsere Handy mal aufladen konnten – für 90 Dollar wohlgemerkt).
Die letzten Kilometer mussten wir mit Warnblinklicht fahren, um in der Dunkelheit der Landstraße überhaupt gesehen werden zu können.
Gott sei dank kamen wir lebend in Seville an, wo wir am Rande eines Chricket Ovals nächtigten.



Am Sonntag morgen gings dann ab zur Arbeit – das erste mal Geld verdienen in Australien! Wir arbeiteten von 8 Uhr morgens bis halb 3. Unser erster Job war recht anstpruchslos und unfregend: Wir standen die ganze Zeit am Fließband und sortierten Kirschen in erste Klasse, zweite Klasse und Müll.
Zwar war es anstrengend, aber ich glaube, fruit picking wäre noch schlimmer gewesen. Das Unangenehme bei der Arbeit war, dass man die ganze Zeit nach unten guckt, was dann irgendwann schöne Nackenschmerzen zur Folge hat und dass die Kirschen bevor sie aufs Fließband kommen, gebadet werden, mit der Folge, dass einem nach stundenlangem Kirschensortieren langsam Schwimmhäute wachsen.
Noch dazu ist es im Packingshed ziemlich kalt und wir sind trotz Pullover und Jacke fast erfrohren.




Was wir leider nicht erfuhren, war wie viel Geld wir eigentlich bekommen würden pro Stunde, dafür erfuhren wir, dass nur 3 maximal 4 Tage Arbeit für uns da wäre. Natürlich super, wenn man noch die ganze Zeit bis Silvester totschlagen muss und irgendwie auch mal Geld braucht.

Die nächsten Tage wurde unser Arbeitstag immer länger, einen Tag arbeiteten wir sogar 9,5 Stunden. Wir erfuhren nun auch, dass wir 22 Dollar die Stunde verdienten (abzüglich Steuern natürlich nur noch 19 Dollar) – eine ziemlich gute Bezahlung.
Viele Leute lernten wir bei der Arbeit leider nicht kennen – die meisten Kollegen und Kolleginnen stammten aus Malaysia und waren hier als Saisonarbeiter unterwegs, auch ein Paar Backpacker waren dort (ein Spanier, ein paar Franzosen, eine Engländerin und auch ein Deutscher) aber die Unterhaltungen beschränkten sich auf kurzen Smalltalk, denn Quatschen am Fließband wurde von der Chefin nicht gern gesehen – meistens wurde man dann an ein anderes Fließband versetzt. Die längste Zeit blieb also jeder für sich.

schönstes Accessoire: das Haarnetz

Was unseren Schlafplatz anging, wurde die Wiese neben dem Sportplatz zu einem richtigen kleinen zu Hause für uns. Es gab dort ein Carport, wo wir drunter parken konnten, was super praktisch war, nn man konnte auch mal Sachen raus stellen, ohne sie gleich komplett dreckig und nass zu machen. Wir waren dort auch recht ungestört und hatten die meiste Zeit unsere Ruhe – konnten auf der Wiese in der Sonne liegen und so weiter..




Der Ortskern mit allen Geschäften wie beispielsweise Aldi war zu Fuß in weniger als 10min zu erreichen und es gab sogar eine öffentliche Dusche auf einem Spielplatz – das Wasser allerdings so kalt, dass man es nur aushalten konnte, wenn es wirklich warm war und man vorher ein paar Runden um den Sportplatz gejoggt war.



das Leben als Penner

An unserem ersten freien Tag fuhren wir zurück nach Melbourne zu dem Autoelektriker, denn schließlich ging das Licht ja seit wir dort waren nicht mehr. Wir standen dort schon morgens auf der Matte, der Hoffnung gleich dran zu kommen, mussten jedoch dann noch bis Mittags waren, weil er keine Zeit hatte. Wir nutzen den Vormittag, um ins Fitnessstudio zu gehen – Probetraining – eigentlich wollten wir nur duschen..

Das Auto wurde dann tatsächlich innerhalb von wenigen Minuten repariert und wir mussten nichts bezahlen, denn er sah sofort ein, dass er das beim Reparieren des Zigarettenanzünders irgendwie kaputt gemacht hatte – war scheinbar keine große Sache, nur irgendwo n Kabel falsch oder so. Wir waren komplett erleichtert.
Auf dem Rückweg fuhren wir dann noch auf einen Berg im Dandenong Ranges National Park, wo man von einer Aussichtsplattform dem „Sky High“ über ganz Melbourne sehen konnte – eine traumhafte Aussicht.






Vor Weihnachten hatten wir noch einen weiteren freien Tag, an dem wir uns den Ort Healesville und den angrenzenden Yarra Ranges National Park angucken wollten. Es war super warm an dem Tag und wir hofften uns im National Park an den Stausee legen zu können und ein bisschen rumzugehen. Es stellte sich herraus, dass fast alle Wanderwege dort aufgrund von Baumfällarbeiten gesperrt waren und dass der See ein Wasserreservoir ist, der komplett eingezäunt ist. Die Aussicht vom Staudamm war trotzdem sehr schön und wir fuhren nur ein bisschen enttäuscht wieder nach Seville.







Bei der Arbeit erfuhren wir dann, dass wir auch nach Weihnachten noch ein mal für zwei Tage zum Kirschen sortieren kommen dürften, das freute uns natürlich, denn wir können ja jeden Cent gebrauchen.
Auch wenn die Arbeit nicht das angenehmste ist, ein Blick aufs Konto macht dann alles wieder gut.



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