Mittwoch, 23. November 2016

Erste Arbeitsstelle im Reitstall – Erwartungen und Realität


Nachdem wir ein paar schöne Tage in Adelaide verbracht hatten, holte uns der Ernst des Lebens wieder ein. Wir trafen unsere erste Arbeitgeberin Denise auf dem „Australian international 3 day event“ Reittunier in Adelaide, von wo aus sie uns mit zu ihrem Reitstall nahm. Bereits auf dem Turnierplatz lernten wir unsere beiden zukünftigen Kolleginnen und Mitbewohnerinnen kennen: Henriette aus Dänemark und Kim aus Deutschland.



Nachdem wir noch ein paar Stunden den Crosscuntry- Reitern zugesehen hatten (was übrigens ziemlich cool war), gings dann also Abends zum Hof. Wir waren sehr gespannt, was uns erwarten würde, da wir planten, hier die nächsten 2 Monate zu verbringen.




Was ich erwartete:
Ich hatte mir nicht allzu Große Hoffnungen gemacht, was die Unterkunft angeht. Was mein Arbeitsalltag angeht, ging ich davon als, 5 bis 6 Tage die Woche zu arbeiten (weil das für mich als normal erschien), jeweils ca. 5 Stunden, hauptsächlich am Vormittag und dann einen freien Nachmittag und ein Auto zur Verfügung, um an den nahegelegenden Strand zu fahren. So war es aus der Anzeige im Internet, auf die wir uns beworben hatten, jedenfalls hervorgegangen. Unsere Aufgaben sollten Pferde füttern, Ställe misten und Jungpferde reiten sein.

unsere Cabin und links: das Klo-Häusschen


Wie es wirklich war:
Zunächst zur Unterkunft – wir teilen uns viert einen Container die „Cabin“ genannt. In diesem haben wir jeder einen Schlafplatz, außerdem gibt es eine eklige Spüle und eine eklige Dusche (alles in einem Raum natürlich, ist halt ein Container). Einen Schrank, um unsere Klamotten zu lagern, gibt es nicht. Das Klo ist draußen, ziemlich eklig und wird ganz gerne mal von der ein oder anderen Riesenspinne aufgesucht. Es ist besonders schön, abends durchs nasse, hohe Gras zur unbeleuchteten Toilette zu stapfen. Kommt jedes Mal Freude auf.
Sarah und ich dürfen uns eine alte, stinkende Schlafcouch teilen, es gibt dafür leider keine passende Matratze, weshalb wir eine völlig zerflädderte Matratze und sowas wie eine Auflage für eine Gartenliege zusammen auf das Quasi- Bettgestell legen, die entstandene Lücke zwischen den beiden Matratze (wenn mans denn so nennen will) wird mit alten Bettlaken gestopft. Es ist alles andere als bequem.
Die Bettwäsche ist mehr als dreckig, aber was solls..

ein bequemeres Bett gib es nicht


Nun zu unserer Arbeit – Reiten gehörte eher nicht zu meinen Aufgaben hier (schade), wir sind eher Stallburschen, Gärtner und Laufmädchen für alles. Stallarbeit macht mir für gewöhnlich zwar Spaß, aber hier wird alles etwas umständlicher gemacht als zu hause, was recht nervig ist. Statt mit einer Mistgabel den Mist auf eine Schubkarre zu ballern, wird hier der Haufen mit dem „pooper- scrooper“ (siehe Bilde, ich kanns nicht in Worte fassen) aufgesammelt und in einen Beutel getan. Die ganzen Beutel werden später an die Straße gestellt und können von Leuten für ihren Garten abgeholt werden was scheinbar nicht allzu häufig vorkommt..

die pooper- scrooper



Ansonsten gibt es auch nettere Aufgaben, wie Pferde raus und reinbringen, füttern, abends die Hühner einfangen oder kleinen Kindern helfen, ihr Pony für die Reitstunde fertig zu machen.
Es gibt allerdings auch unangenehmere Aufgaben, wie riesige Beete (mit Bäumen und Büschen bepflanzt) von meterhohem Gras befreien indem man es au den Knien kriechend per Hand ausreist (stundenlang) oder die Koppeln von Giftpflanzen befreien, welche fast in größerer Anzahl vorkommen als das Gras. Es gab anstrengende Tage. Es gab aber auch entspannte Tage, an denen nur wenig Arbeit anfiel.
Unsere Arbeitszeiten variieren täglich. Fest steht, dass wir 7 Tage die Woche arbeiten dürfen, meistens so um die 6 -7 Stunden (es gab auch schon Tage, an denen wir von 8 bis 8 gearbeitet haben) und dafür nicht bezahlt werden – lediglich mit einer ranzigen Unterkunft und 3 Mahlzeiten täglich. Leider kennt unsere Chefin weder bitte noch danke..
Ich hatte gehofft in unserer Zeit hier kein Geld auszugeben, aber da ich nicht ohne was Süßes zwischendurch leben kann, muss ich doch hin und wieder etwas ausgeben (und Essen ist super teuer hier in Australien!)
Man weiß leider nie so ganz, wann und wie lang man Freizeit hat, was es schwierig macht, etwas zu planen und zu unternehmen (vor allem da man, sobald man mal denkt, man hat ne halbe Stunde keinen Auftrag, man sowieso gleich wieder das Nächste aufgetragen bekommrt)

Dennoch haben wir schon vieles Positives erlebt, aber dazu mehr im nächsten Post!


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen