Samstag, 11. Februar 2017

Von Schafen, Knoblauch und Bauer sucht Frau


Irgendwie muss man ja die Reisekasse auffüllen: Sarah und Hanna als Erntehelfer „Part 2“ - diesmal keine Kirschen mehr (wie vermutlich aus dem Titel ersichtlich), sondern auf einer Knoblauchfarm (mit vielen Schafen).




Wie kam es nu dazu? Wir hatten uns bereits im Vorwege bei diversen Farmen beworben, von denen es hieß, sie seien im Januar „busy“.. Joa aber wie das mit den Bauern hier so ist, sind solche Ansagen nicht allzu zuverlässig. Wir standen also nach Silvester da und hatten keinen Job und keinen Plan..
Und weils beim letzten mal so wunderbar geklappt hatte, rief ich also wieder beim „National Harvest Labour“ an und erkundigte mich nach Stellen rund um Melbourne. Ich bekam eine Handynummer mit der Info, es sei in der Nähe von Ballerat (ca. 1,5 Stunden von uns entfernt), verstand leider aufgrund meines eingeschränkten Gemüsevokabulars nicht, worum es eigentlich ging, aber egal – in unserer verzweifelten Jobsuche, war uns sowieso mittlerweile alles egal – hauptsache Geld verdienen.

Wir riefen also dort an und erfuhren, dass wir sofort anfangen könnten, dass wir auf der Farm campen dürften, dass pro Stunde bezahlt würde und dass wir für etwa 3 Wochen Arbeit hätten. Das klang soweit super, nur dass wir eben nicht sofort anfangen konnten, denn wir mussten ja noch all unsere Sachen und die Matratze wieder ins Auto packen und eben noch hinfahren. Wir vertrösteten die Frau am anderen Ende der Leitung auf den nächsten Tag.



Und so machten wir uns abends auf den Weg zur Gallagher Farm, um am nächsten Morgen mit der Arbeit zu beginnen.Wir wurden freundlich von unserem Chef „Matt“ empfangen und herumgeführt. Unser Auto durften wir auf dem Hof neben einem Schuppen abstellen, dieser Schuppen war ein Schaf-scher-Schuppen (also wo Schafe geschoren werden und wie sich später heraus stellte auch geschlachtet werden) und diente uns quasi als Aufenthaltsraum. Es gab dort Strom und ein Waschbecken, außerdem einen Tisch und Stühle zum hinsetzen und essen, sowie jede Menge Wolle, in großen Säcken gelagert. Der verstaubte Schuppen machte den Anschein, kurz vorm einstürzen zu sein und roch stark nach Schaf (wie solls auch anders sein). Wir fühlten uns trotzdem recht wohl – irgendwie hatte das ganze schon etwas recht gemütliches und typisch australisches.
Von unserm Auto aus hatten wir Ausblick über die Wiesen mit all den Schafen (2000 insgesamt) und weil die Zäune nicht so ganz in Takt waren, liefen die Schafe eben überall auf dem Hof herum.



Der Aufenthaltsraum/ Schaaf-scheer-Schuppen



Der Ausblick aus unserem Auto (ab und anlatscht mal jemand vorbei)


Zu unserem Arbeitsplatz wars nicht weit, vielleicht 300 Meter – also einmal auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Wir sollten im „Shed“ arbeiten, das heißt am Fließband stehen und den Knoblauch sortieren.
Es gab auch noch einen anderen Raum, der für uns von Bedeutung war, etwa 150 Meter von unserem Auto, dort gab es Kühlschrank, Gefriertruhe, Microwelle, Dusche und WC. Man musste also beispielsweise mit seinem Essen immer ein bisschen durch die Gegend laufen, aber egal – hauptsache es gibt einen Kühlschrank und alles. Wir waren also ziemlich begeistert. Bis wir erfuhren, dass wir einfach mal 12 Stunden am Tag arbeiten müssten und dass 7 Tage die Woche..

Außerdem lernten wir am ersten Abend noch unsere Mitbewohner kennen: ein französisches Paar, die beide auf dem Feld arbeiteten. Auch sie schliefen in ihrem Auto und nutzten den Schaf-scher-Schuppen als Wohn- und Esszimmer.

Am nächsten Morgen gings dann los, Treffen war um 7Uhr am Shed und wir verließen unseren Arbeitsplatz erst Abends um 8 wieder. Völlig fertig mit der Welt und mit Blasen an den Händen. Wir hatten die ganze Zeit „Bags“ zusammengebunden und gefaltet.
Die Franzosen sagten, man gewöhne sich daran. Wir fielen tot ins Bett (nachdem wir Ewigkeiten unter der Dusche verbracht hatten, um den Dreck wieder ab zu schrubben).




Doch wir waren richtige Glückspilze, denn wir hatten an diesem Tag das größte Gewitter aller Zeiten miterlebt und dadurch wurde am nächsten Tag nicht geerntet und wir hatten einen fast-freien Tag, was gut war um sich etwas auszuruhen.

An unserm dritten Tag oder so kamen dann noch einmal neue Mitcamper auf die Farm. Jess und Paul, ein deutsches Paar, die morgens ankamen und gleich mal für 13 Stunden aufs Feld geschickt wurden. Wir verstanden uns total gut mit ihnen (viel besser, als mit den Franzosen).
So teilten wir uns nun also zu sechst die Dusche, den Kühlschrank etc.. (das ging aber erstaunlich gut muss man sagen).

In den nächsten Tagen verbrachten die meiste Zeit am Fließband und sortierten Knoblauch. Dabei lernten wir zwei total nette Australierinnen kennen, die ihre Sommerferien mit Farmarbeit verbrachten (in Australien darf man übrigens ab einem Alter von 14 Jahren und 9 Monaten schon arbeiten).
Und tatsächlich: man gewöhnt sich mit der Zeit ein kleines bisschen an den 12 Stunden Arbeitstag – jedenfalls tun einem irgendwann die Beine nicht mehr soo doll weh, wenn man die ganze Zeit stehen muss.



An unserem ersten freien Nachmittag wollten wir nach Ballarat fahren um einzukaufen und um mal Internet zu haben (denn wir hatten noch eine Rechnung zu begleichen, da wir versehentlich in Melbourne auf einer Mautstraße gefahren waren – 15$ kann man ja mal machen). Wir dachten, wir finden den Weg ohne Navi und fuhren und fuhren und fuhren.. hatten blöderweise die passende Ausfahrt vom Freeway verpasst und so fuhren wir gedankenverlohren einfach mal 50km zu weit.
Ohne Worte.

wenn mans feiert, aufm Pic-up auf der Ladefläche mit zu fahren...


Die nächsten Tage wurde wieder gearbeitet. Doch wir waren nicht für immer am Fließband, eines Tages mussten wir tatsächlich mit aufs Feld, auf die „Grimme Machine“. Eine riesige Maschine, auf der 4 Leute stehen müssen und an einem Fließband die Steine aussortieren müssen. Klingt jetzt nicht so anstrengend, ist es aber! Erstmal steht man natürlich die ganze Zeit und das Teil schwankt wie ein Schiff und dann kommen auf dem Fließband mehr Steine an als Knoblauch und man fühlt sich wie eine Krake die ihre Arme immer überall auf einmal haben muss. Dazu kommt natürlich das Problem mit den Fliegen, die einem die ganze Zeit ins Gesicht fliegen. Einzige Lösung war, sich ein Fliegennetz ausm Auto über den Kopf zu hängen. Wir hatten also unseren Spaß. Aber wie gesagt.. wenn man Geld verdienen will..
Wenigstens duften wir einen Abend nach der Arbeit mal ne Runde Trecker fahren. Tag gerettet.

Taliban?





Jetzt ist aber mal Zeit zu den kultigen Bauernhofstorys zu kommen.
Vorweg: uns war von Anfang an aufgefallen, dass sowohl unser Chef Matt als auch seine Frau Jess auffallend gut aussehend waren (Sie völlig durchtrainiert, weil kurz vor Bikinikontest usw.).
Nun waren wir eines schönen freien Tages (ja, wir hatten wir einmal zwei Tage frei, weil wir darauf waten mussten, dass der Knoblauch auf dem nächsten Feld reif wird) in Ballerat und saßen bei Mecces, um dort Internet zu nutzen, als mir bei facebook (bei Leute die du vielleicht kennst oder so) einer der Bauern aus der Gallagher Familie übern Weg lief. Und so begann das stalken.
Was wir dann über unseren Chef und seine Frau heraus fanden, rettete uns den Nachmittag.
Er hatte tatsächlich 2013 bei der australischen Version von Bauer sucht Frau („farmer wants a wife“) mitgemacht, wurde zum hottesten Bauern dieser Staffel, gewählt und wurde ein richtiger TV Star in Australien. Doch das ist nicht alles..
Seine Frau Jessica (bereits Miss Melbourne oder sonst was), war Teilnehmerin bei der TV Sendung „beauty and the geek“ und so hatten die Beiden sich am Set kennengelernt und später geheiratet, was wiederum in Australien durch die Klatschmagazine ging.
Wir hatten es also mit richtigen Aussi- Stars zu tun.. auf einer Farm in nirgendwo. Verrückt oder?





Nach etwa zwei Wochen Arbeit, hieß es dann von einem Tag auf den anderen: So wir sind dann jetzt fertig mit der Arbeit. Und tschüss.. So standen wir da, wussten nicht wohin, noch was wir machen sollten, denn schließlich hatten wir noch 1,5 Wochen zu überbrücken bis es zurück na Melbourne ging.

Soo und wies dann mit uns und der Farmarbeit weiter ging, kommt im nächsten Blogpost.


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