Irgendwie muss man
ja die Reisekasse auffüllen: Sarah und Hanna als Erntehelfer „Part
2“ - diesmal keine Kirschen mehr (wie vermutlich aus dem Titel
ersichtlich), sondern auf einer Knoblauchfarm (mit vielen Schafen).
Wie kam es nu dazu?
Wir hatten uns bereits im Vorwege bei diversen Farmen beworben, von
denen es hieß, sie seien im Januar „busy“.. Joa aber wie das mit
den Bauern hier so ist, sind solche Ansagen nicht allzu zuverlässig.
Wir standen also nach Silvester da und hatten keinen Job und keinen
Plan..
Und weils beim
letzten mal so wunderbar geklappt hatte, rief ich also wieder beim
„National Harvest Labour“ an und erkundigte mich nach Stellen
rund um Melbourne. Ich bekam eine Handynummer mit der Info, es sei in
der Nähe von Ballerat (ca. 1,5 Stunden von uns entfernt), verstand
leider aufgrund meines eingeschränkten Gemüsevokabulars nicht,
worum es eigentlich ging, aber egal – in unserer verzweifelten
Jobsuche, war uns sowieso mittlerweile alles egal – hauptsache Geld
verdienen.
Wir riefen also dort
an und erfuhren, dass wir sofort anfangen könnten, dass wir auf der
Farm campen dürften, dass pro Stunde bezahlt würde und dass wir für
etwa 3 Wochen Arbeit hätten. Das klang soweit super, nur dass wir
eben nicht sofort anfangen konnten, denn wir mussten ja noch all
unsere Sachen und die Matratze wieder ins Auto packen und eben noch
hinfahren. Wir vertrösteten die Frau am anderen Ende der Leitung auf
den nächsten Tag.
Und so machten wir
uns abends auf den Weg zur Gallagher Farm, um am nächsten
Morgen mit der Arbeit zu beginnen.Wir wurden freundlich von unserem
Chef „Matt“ empfangen und herumgeführt. Unser Auto durften wir
auf dem Hof neben einem Schuppen abstellen, dieser Schuppen war ein
Schaf-scher-Schuppen (also wo Schafe geschoren werden und wie sich
später heraus stellte auch geschlachtet werden) und diente uns quasi
als Aufenthaltsraum. Es gab dort Strom und ein Waschbecken, außerdem
einen Tisch und Stühle zum hinsetzen und essen, sowie jede Menge
Wolle, in großen Säcken gelagert. Der verstaubte Schuppen machte
den Anschein, kurz vorm einstürzen zu sein und roch stark nach Schaf
(wie solls auch anders sein). Wir fühlten uns trotzdem recht wohl –
irgendwie hatte das ganze schon etwas recht gemütliches und typisch
australisches.
Von unserm Auto aus
hatten wir Ausblick über die Wiesen mit all den Schafen (2000
insgesamt) und weil die Zäune nicht so ganz in Takt waren, liefen
die Schafe eben überall auf dem Hof herum.
Der Aufenthaltsraum/ Schaaf-scheer-Schuppen |
Der Ausblick aus unserem Auto (ab und anlatscht mal jemand vorbei) |
Zu unserem
Arbeitsplatz wars nicht weit, vielleicht 300 Meter – also einmal
auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Wir sollten im „Shed“
arbeiten, das heißt am Fließband stehen und den Knoblauch
sortieren.
Es gab auch noch
einen anderen Raum, der für uns von Bedeutung war, etwa 150 Meter
von unserem Auto, dort gab es Kühlschrank, Gefriertruhe, Microwelle,
Dusche und WC. Man musste also beispielsweise mit seinem Essen immer
ein bisschen durch die Gegend laufen, aber egal – hauptsache es
gibt einen Kühlschrank und alles. Wir waren also ziemlich
begeistert. Bis wir erfuhren, dass wir einfach mal 12 Stunden am Tag
arbeiten müssten und dass 7 Tage die Woche..
Außerdem lernten
wir am ersten Abend noch unsere Mitbewohner kennen: ein französisches
Paar, die beide auf dem Feld arbeiteten. Auch sie schliefen in ihrem
Auto und nutzten den Schaf-scher-Schuppen als Wohn- und Esszimmer.
Am nächsten Morgen
gings dann los, Treffen war um 7Uhr am Shed und wir verließen
unseren Arbeitsplatz erst Abends um 8 wieder. Völlig fertig mit der
Welt und mit Blasen an den Händen. Wir hatten die ganze Zeit „Bags“
zusammengebunden und gefaltet.
Die Franzosen sagten,
man gewöhne sich daran. Wir fielen tot ins Bett (nachdem wir
Ewigkeiten unter der Dusche verbracht hatten, um den Dreck wieder ab
zu schrubben).
Doch wir waren
richtige Glückspilze, denn wir hatten an diesem Tag das größte
Gewitter aller Zeiten miterlebt und dadurch wurde am nächsten Tag
nicht geerntet und wir hatten einen fast-freien Tag, was gut war um
sich etwas auszuruhen.
An unserm dritten
Tag oder so kamen dann noch einmal neue Mitcamper auf die Farm. Jess
und Paul, ein deutsches Paar, die morgens ankamen und gleich mal für
13 Stunden aufs Feld geschickt wurden. Wir verstanden uns total gut
mit ihnen (viel besser, als mit den Franzosen).
So teilten wir uns
nun also zu sechst die Dusche, den Kühlschrank etc.. (das ging aber
erstaunlich gut muss man sagen).
In den nächsten
Tagen verbrachten die meiste Zeit am Fließband und sortierten
Knoblauch. Dabei lernten wir zwei total nette Australierinnen kennen,
die ihre Sommerferien mit Farmarbeit verbrachten (in Australien darf
man übrigens ab einem Alter von 14 Jahren und 9 Monaten schon
arbeiten).
Und tatsächlich:
man gewöhnt sich mit der Zeit ein kleines bisschen an den 12 Stunden
Arbeitstag – jedenfalls tun einem irgendwann die Beine nicht mehr
soo doll weh, wenn man die ganze Zeit stehen muss.
An unserem ersten
freien Nachmittag wollten wir nach Ballarat fahren um einzukaufen und
um mal Internet zu haben (denn wir hatten noch eine Rechnung zu
begleichen, da wir versehentlich in Melbourne auf einer Mautstraße
gefahren waren – 15$ kann man ja mal machen). Wir dachten, wir
finden den Weg ohne Navi und fuhren und fuhren und fuhren.. hatten
blöderweise die passende Ausfahrt vom Freeway verpasst und so fuhren
wir gedankenverlohren einfach mal 50km zu weit.
Die nächsten Tage
wurde wieder gearbeitet. Doch wir waren nicht für immer am
Fließband, eines Tages mussten wir tatsächlich mit aufs Feld, auf
die „Grimme Machine“. Eine riesige Maschine, auf der 4 Leute
stehen müssen und an einem Fließband die Steine aussortieren
müssen. Klingt jetzt nicht so anstrengend, ist es aber! Erstmal
steht man natürlich die ganze Zeit und das Teil schwankt wie ein
Schiff und dann kommen auf dem Fließband mehr Steine an als
Knoblauch und man fühlt sich wie eine Krake die ihre Arme immer
überall auf einmal haben muss. Dazu kommt natürlich das Problem mit
den Fliegen, die einem die ganze Zeit ins Gesicht fliegen. Einzige
Lösung war, sich ein Fliegennetz ausm Auto über den Kopf zu hängen.
Wir hatten also unseren Spaß. Aber wie gesagt.. wenn man Geld
verdienen will..
Wenigstens duften
wir einen Abend nach der Arbeit mal ne Runde Trecker fahren. Tag
gerettet.
Jetzt ist aber mal
Zeit zu den kultigen Bauernhofstorys zu kommen.
Vorweg: uns war von
Anfang an aufgefallen, dass sowohl unser Chef Matt als auch seine
Frau Jess auffallend gut aussehend waren (Sie völlig durchtrainiert,
weil kurz vor Bikinikontest usw.).
Nun waren wir eines
schönen freien Tages (ja, wir hatten wir einmal zwei Tage frei, weil
wir darauf waten mussten, dass der Knoblauch auf dem nächsten Feld
reif wird) in Ballerat und saßen bei Mecces, um dort Internet zu
nutzen, als mir bei facebook (bei Leute die du vielleicht kennst oder
so) einer der Bauern aus der Gallagher Familie übern Weg lief.
Und so begann das stalken.
Was wir dann über
unseren Chef und seine Frau heraus fanden, rettete uns den
Nachmittag.
Er hatte tatsächlich
2013 bei der australischen Version von Bauer sucht Frau
(„farmer wants a wife“) mitgemacht, wurde zum hottesten Bauern
dieser Staffel, gewählt und wurde ein richtiger TV Star in
Australien. Doch das ist nicht alles..
Seine Frau Jessica
(bereits Miss Melbourne oder sonst was), war Teilnehmerin bei der TV
Sendung „beauty and the geek“ und so hatten die Beiden sich am
Set kennengelernt und später geheiratet, was wiederum in Australien
durch die Klatschmagazine ging.
Nach etwa zwei
Wochen Arbeit, hieß es dann von einem Tag auf den anderen: So wir
sind dann jetzt fertig mit der Arbeit. Und tschüss.. So standen wir
da, wussten nicht wohin, noch was wir machen sollten, denn
schließlich hatten wir noch 1,5 Wochen zu überbrücken bis es
zurück na Melbourne ging.
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